Erkrankungen der Gesäugeleisten

Erkrankungen der Gesäugeleisten

Mastitis:


Von einer Mastitis (Gesäugeentzündung oder auch Milchdrüsenentzündung), spricht man, wenn sich einzelen oder mehrer Milchdrüsen entzündet haben. Das Gesäuge eines Hundes besteht in der Regel aus fünf paarigen Gesäugekomplexen.
Sie kommt vorwiegend bei laktierenden Hündinnen vor, wenn das Gesäuge Milch produziert und die Welpen an den Zitzen saugen. Auch bei scheinträchtigen Hündinnen lassen sich Gesäuge-Entzündungen beobachten.

Ursachen:

Eine Gesäuge-Entzündung beim Hund wird meist durch Bakterien, die in die Drüsen eindringen, verursacht. Die Bakterien gelangen über kleine Verletzungen in das Gewebe des Gesäuges und vermehren sich dort. Zustande kommen diese Verletzungen unter anderem durch die Zähne oder die Krallen der saugenden Welpen.
Auch ein Milchstau kann sich begünstigend auf die Entstehung einer Gesäuge-Entzündung beim Hund aus. Dieser entsteht, wenn die Welpen zu wenig Milch trinken und die Milchdrüsen dadurch nicht genügend entleert werden. Das kommt häufig dann vor, wenn eine Hündin nach einer Trächtigkeit nur wenige Welpen zur Welt bringt.

Symptome:

Die Milchdrüsen der Hündin sind geschwollen, gerötet, vermehrt warm und schmerzhaft. Dies führt in der Regel dazu, dass die Hündin ihre Welpen nur noch selten oder gar nicht mehr säugt. Es lässt sich meist blutiges oder auch blutig-eitriges Milchsekret ausmelken.
Liegt eine schwere Form der Gesäuge-Entzündung vor, kann die Hündin zusätzlich auch hohes Fieber haben und abgeschlagen sein. Häufig verweigern betroffene Hunde auch das Futter.
Als Komplikation der Gesäuge-Entzündung kann es zu Abszessen und zum Absterben des Gewebes kommen.
Um die Diagnose abzusichern, wird der Hündin Milch entnommen, auf Bakterien untersucht und ein Antibiogramm angefertigt. Häufig im Zusammenhang mit Mastitiden gefunden Bakterien sind Streptokokken, Staphylokokken und Escherichia coli (E. coli).
Bei rechtzeitiger Erkennung und Behandlung heilt eine Mastitis in der Regel gut ab. Sollten aber schon systemische Probleme auftreten oder das Gewebe nekrotisch werden bedarf es intensiver Therapien und eventuell chirurgischer Entfernung des betroffenen Areals. Deshalb ist es wichtig das Gesäuge ihrer Hündin regelmäßig zu kontrollieren.

Feline Fibroadenomatose:

Die Feline Fibroadenomatose ist eine durch Hormone ausgelöste reversible Zubildung mesenchymaler und epithelialer Zellen im Gesäuge von
Bei der Felinen Fibroadenomatose kommt zu einer starken Größenzunahme eines oder mehrerer Gesäugekomplexe, wobei diese durchaus bis zur Größe einer Orange heranwachsen können. Zunächst noch ohne Störung des Allgemeinbefindens.
Sekundär kann es aber durch die starke Größenzunahme zu einer Unterversorgung des Gewebes mit Blut (Ischämie) bis hin zum Absterben des Gewebes (Nekrose) infolge des erhöhten Drucks kommen. Die betroffenen Tiere zeigen Schwierigkeiten beim Laufen und es kommt zu einer reduzierten Futteraufnahme (Anorexie).

Mammatumore:

Mammatumore sind Tumore in der Gesäugeleiste. Leider sind diese zu ca. 50% bösartig. Das Durchschnittsalter der Hunde beim Auftreten von Mammatumoren liegt bei ca. 10 Jahren. Hunderassen wie der Spaniel, der Pudel und der Dackel scheinen laut einigen Studien ein deutliches höheres Risiko zu haben, Mammatumore zu entwickeln.
Verglichen mit dem hohen Risiko bei einer unkastrierten Hündin, senkt eine frühe Kastration die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung eines Mammmatumors erheblich. Hündinnen, die vor der ersten Läufigkeit kastriert werden, entwickeln nur zu 0,5% Mammatumoren. Je später die Kastration durchgeführt wird, desto höher ist auch das Risiko für die Tumorbildung. Mit einer Kastration nach mehr als der zweiten Läufigkeit kann jedoch keine weitere Risikominimierung mehr erreicht werden. Trotzdem kann mit einer späten Kastration das Risiko, an gutartigen Mammatumoren zu erkranken, gesenkt werden. Jedoch hat die späte Kastration jetzt keinen Einfluss mehr auf die Entwicklung bösartiger Mammatumoren.
Auch die medikamentöse Läufigkeitsunterdrückung steigert die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung von Mammatumoren.
Rüden stellen nur ca 1% der Tumorträger.
Meist handelt es sich um eine oder auch mehrere derbe Umfangsvermehrungen in den Gesäugeleisten. In den meisten Fällen sind die letzten beiden Drüsenkomplexe betroffen.
Um eine exakte Diagnose stellen zu können, ist die histologische (feingewebliche) Untersuchung einer Gewebeprobe nötig. Deshalb werden alle Umfangsvermehrungen chirurgisch entfernt und anschließend mikroskopisch untersucht. Das weitere Vorgehen richtet sich nach dem histologischen Befund des entnommenen Tumormaterials.
Noch vor der operativen Entfernung ist es wichtig, eine Lymphknotenbeteiligung und das Vorliegen von Metastasen auszuschließen. Deshalb wird ein Lungenröntgen durchgeführt und eventuell eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes. Sind Lymphknoten vergrößert, werde aus ihnen mittels einer Feinnadelaspiration Zellen gewonnen. Diese Lymphknotenproben werden anschließend unter dem Mikroskop auf das Vorhandensein vonTumorzellen untersucht.
Die Untersuchungen sind wichtig, um eine Prognose über den möglichen Verlauf der Erkrankung und der Lebenserwartung geben zu können und die weitere Therapie zu planen.
Die weitere Therapie nach der chirurgischen Entfernung richtet sich nach der Tumorart, nach dem Tumorgrad, nach der Vollständigkeit der operativen Entfernung und danach ob z.B. bereits Tumorzell-Einbrüche ins Blut- oder Lymphgefäßsystem bestehen.
Eine weitere zusätzliche Therapie (sog. adjuvante Therapie) stellt z.B. die Chemotherapie dar. Diese hat zum Ziel, ein erneutes Wachstum des Tumors an der gleichen Stelle, an anderen Stellen und/oder die Metastasierung des Tumors zu verzögern oder zu verhindern.
Leider ist bislang noch keine zytostatische Chemotherapie beim Mammatumor des Hundes als effektiv beschrieben worden.
Die Prognose hinsichtlich der Lebenserwartung ist individuell sehr unterschiedlich. Sie ist generell abhängig von der Tumorart, der Größe des Tumors, der histologischen Differenzierung und dem Vorliegen von Metastasen. Bei einem vollständig entfernten gutartigen Tumor kann das Tier jedoch als geheilt betrachtet werden. Jeder neu auftretende Tumor muss wieder untersucht und behandelt werden.

Allgemein gilt: Je früher der Tumor entdeckt wird und je kleiner er ist, desto besser ist die Prognose – deshalb sollten alle Hündinnen ab einem Alter von mehr als 5 Jahren regelmäßig im Zuge einer gynäkologische Untersuchung kontrolliert werden.

Scheinträchtigkeit:

Die Scheinträchtigkeit oder Lactatio sine graviditate ist keine Erkrankung sondern ein natürlicher, hormoneller gesteuerter Vorgang der in der Zeit als unsere Hunde noch in Wolfsrudeln lebten einen großen Beitrag zur Arterhaltung hatte. Die Leitwölfin bekam Junge und und da der Zyklus der Wolfshündinnen innerhalb eines Rudels mehr oder weniger synchron verlief, konnten die scheinträchtigen Tiere bei der Aufzucht der Welpen helfen und als Ammen einspringen, wenn die Leitwölfin auf Jagd war oder zu Tode kam.
Für unsere heutigen Haushunde hingegen kann Scheinträchtigkeit jedoch mitunter extrem belastend sein – körperlich und seelisch. In solchen Fällen empfehlen wir Ihnen, ihre Hündin während der Scheinträchtigkeit vier bis sechs Tage mit einem sogenannten Prolaktinhemmer (Cabergolin) zu behandeln. Es handelt sich hierbei nicht um ein Hormon, sondern ein Medikament welches verhindert das Prolaktin ausgeschüttet wird, welches für die körperlichen Symptome also Anbildung des Milchdrüsengewebes und Milchbildung und die Verhaltensänderungen verantwortlich ist. Eine Reduktion der Symptome tritt nach etwa drei bis sieben Tagen ein.
Als wichtige Ergänzung zur Therapie raten wir zu häufigen Spaziergängen und Ablenkung. Auch sollten Spielsachen, die als Ersatzwelpen verwendet werden, heimlich entfernt werden.

Sollte eine Hündin wiederholt stark unter der Scheinträchtigkeit leiden sollte man eine Kastration (wir führen schonende minimalinvasive endoskopische Kastrationen durch) in Betracht gezogen werden.