Neonatologie

Neonatologie

Neonatologie Welpe
Neonatologie Welpe groß

In den ersten 12 Lebenswochen durchlaufen Neugeborene unglaubliche Entwicklungsschritte. Sie sind dabei vollkommen von der Mutter oder bei Handaufzuchten vom Menschen abhängig.

  • Welpen sind bei Geburt taub und blind
  • Sie können ihre Körpertemperatur noch nicht selbstständig regulieren und kühlen ohne Kontakt zur Mutter schnell aus
  • Aufgrund der Beschaffenheit der Plazenta (Mutterkuchen) von Hunden und Katzen bekommen sie während der Trächtigeit kaum Antikörper und müssen diese dringend innerhalb des ersten Lebenstages über das Kolostrum (Biestmilch) der Mutter aufnehmen um auch in den ersten Wochen gegen Infektionen geschützt zu sein
  • Sie können noch nicht selbstständig Harn und Kot absetzen und brauchen dafür Stimulation – entweder durch das Belecken der Mutter oder menschliche Hilfe

Das durchschnittliche Geburtsgewicht beträgt bei Katzen ca 90-120g, bei Hunden ist es (wie auch die Wurfgröße) stark rasseabhängig und reicht von 100g bei kleinen Rassen bis über 500g bei Riesenrassen.

Unterschiedliche Faktoren haben einen Einfluss auf die Entwicklung der Welpen im Mutterleib und damit das Geburtsgewicht wie zum Beispiel der Gesundheitszustand des Muttertieres und die Anzahl der Welpen im Mutterleib (Feten). Ist die Anzahl der Feten deutlich unterschritten (Hypofetation), kann es bei einzelnen zu überdurchschnittlichem Wachstum kommen (Hypertrophie) – sehr ausgeprägt ist dies bei Einzelwelpen wodurch es auch sehr häufig zu Geburtsproblemen kommt und ein geplanter Kaiserschnitt in Betracht zu ziehen ist. Andersherum führt eine Hyperfetation zu untergewichtigen Welpen. Für den weiteren Gewichtsverlauf gilt als Daumenregel, dass Welpen innerhalb der ersten 24 Stunden maximal 10% ihres Körpergewichtes bei Geburt verlieren dürfen und danach stetig zunehmen sollten.

Geburt bis 2 Woche:

Geruchssinn, Geschmacksinn und Tastsinn sind von Geburt an ausgebildet, die Welpen brauchen diese Sinne zum Auffinden der Milchdrüsen. Die meiste Zeit des Tages (fast 90%) schlafen sie, den Rest der Zeit trinken sie bei der Mutter. Fast alle Energie wird zum Wachsen gebraucht. Das Geburtsgewicht verdoppelt sich ungefähr innerhalb der ersten 7 bis 10 Lebenstage.

Sie sind zwar noch nicht fähig ihr eigenes Gewicht zu tragen, bewegen sich aber mit schwimmenden Bewegungen vorwärts – diese sind ausserordentlich wichtig zur Ausbildung der Muskeln und des Koordinationsvermögens.

2. – 4. Woche:

Die Ohren öffnen sich mit ca 2 Wochen, die Augen zwischen dem 10. und 16. Tag Lebenstag. Langsam brechen auch die ersten Zähne durch. Sie lernen ihr eigenes Gewicht zu tragen und mit ca 3 Wochen auch zu laufen. Die Sinne reifen aus und es beginnt eine Zeit der psychischen und physischen Entwicklung durch Interaktion mit der Mutter und den dem Spiel mit den Wurfgeschwister. Langsam fangen sie auch an feste Nahrung bei der Mutter mit zu fressen und beginnen ihren Harn und Kotabsatz selbstständig zu steuern. Mit 2 Wochen sollten Welpen zum ersten Mal entwurmt werden.

Ab der 4. Woche:

Die Milchproduktion der Mutter nimmt langsam ab und die Welpen gewöhnen sich an feste Nahrung. Es beginnt die Sozialisationssphase in der Interaktionen mit Umwelt, Menschen und anderen Tieren von entscheidender Bedeutung sind. Mit frühestens 8 Wochen darf ein Welpe in Österreich von der Mutter getrennt werden und in ein neues Zuhause umziehen. Zu dieser Zeit sollten die Welpen auch zum ersten Mal geimpft und gechippt werden.

Was gilt es zu beachten?

  • Als Erstversorgung sollten die Atemwege des Welpen von Fruchtwasser und Schleim befreit werden und die Atmung durch Schlecken der Mutter oder Reiben des Brustkorbes durch menschliche Geburtshelfer angeregt werden. Neonatales Atemnotsyndrom ist immer noch einer der häufigsten Gründe für das Versterben von Welpen.
  • Ausreichende Wärmeversorgung: Welpen haben bei Geburt die angenommene Körpertemperatur der Mutter, können diese aber wie bereits erwähnt nicht selbstständig halten. Im Schnitt haben Welpen bis zum Alter von ca 5-6 Wochen eine um ca 2 Grad niedrigere Temperatur als erwachsene Hunde was sie auch anfälliger für Infektionen macht.
  • Neugeborene Welpen sollten gleich nach der Geburt auf mögliche Missbildungen untersucht werden. Vor allem eine fehlende Ausbildung des Anus (Atresia Ani) und Spaltbildung des Gaumens (Palatoschisis) sollten ausgeschlossen werden.
  • Der Nabel sollte auf Vorhandensein eines Bruches (Hernia umbilicalis) untersucht werden um den Vorfall von Netz oder Darm und den daraus resultierenden Komplikationen vorzubeugen. In den ersten Wochen sollte auch auf Zeichen von Nabelentzündungen wie Rötung, Schwellung, vermehrte Wärme oder Schmerzhaftigkeit geachtet werden.
  • Regelmäßige Gewichtsmessungen (1-2 mal täglich, möglichst zur gleichen Uhrzeit, immer vor oder nach dem Trinken) innerhalb der ersten Wochen helfen Veränderungen rechtzeitig zu erkennen.